Die Entwicklung der Frischklebebeläge

Schon vor dem Frischklebeverbot unternahmen die Belagshersteller Anstrengungen, Beläge mit eingebautem Frischklebeeffekt zu entwickeln. Beläge wie die Desto-Serie von Donic sind Quasi die Pioniere dieser Technologie. Dazu ist anzumerken, dass die Belagsherstellung kein einfacher Prozess ist. Bei den weltweit führenden Herstellern arbeiten ganze Teams von Entwicklern, Testern und Chemikern an den Gummimischungen, Verklebungen von Ober- und Untergummi und der Anordnung und dem Aufbau der Noppen. Zu Beginn dieser Entwicklung gab es große Qualitätsprobleme. Die Beläge standen unter großer Spannung und haben sich teilweise nach der Verklebung wieder vom Holz abgelöst. Ebenso gab es häufig Blasen (Obergummi löst sich vom Schwamm) und Risse im Belag. Lange Bestand hatte der Problem der Haltbarkeit. Die Beläge haben sich schnell abgespielt und an Griffigkeit verloren. Auch die Optik hat schon nach sehr wenigen Trainingseinheiten stark gelitten. Als dann das Verbot der lösungsmittelhaltigen Kleber und ebenso der Tuner vom Weltverband ITTF durchgesetzt wurde gerieten die Hersteller natürlich unter einen enormen Zugzwang. Die Weltklassespieler, die bis zuletzt alle noch mit frischgeklebten Schlägern gespielt hatten wollten eine brauchbare Alternative. Und auch die Massen an Vereinsspielern, die bis dahin noch gelebt hatten, waren gezwungen, auf die Beläge mit eingebautem Frischklebeeffekt umzusteigen. Das hatte zur Folge, dass die Ansprüche von vielen Spielern an die Beläge enorm gestiegen sind. Früher konnte man mit dem Kleber selbst die Spieleigenschaften des Belags enorm beeinflussen. Viele kennen die Rituale: Nasskleben, Vorkleben, mehrere Schichten, Föhnen, usw.. –es wurde so lange behandelt, bis der Belag so war wie er sein sollte (oder man hat sich „verklebt“). Nun muss der Belag aus der Packung genommen werden und genau die Eigenschaften aufweisen, die der Spieler haben möchte. Daraus ist die enorme Diversifikation an Belägen zu erklären, die seit dem Frischklebeverbot auf den Markt gekommen sind, man braucht jetzt mehr unterschiedliche Beläge, da sie nicht nachträglich mehr an das Spielsystem des Spielers angepasst werden können.

So haben die Hersteller ihre Anstrengungen in der Belagsentwicklung erheblich gesteigert, was sich auch in einer deutlich gesteigerten Qualität der Beläge bemerkbar macht. Hinsichtlich Tempo- und Rotationswerten, aber besonders auch in der Haltbarkeit haben sich die Beläge deutlich verbessert. Da die Beläge immer noch unter hoher Spannung stehen und (wie bereits erwähnt) in einem sehr sensiblen Herstellungsprozess gefertigt werden gibt es zwar teilweise noch Probleme mit Blasen und Rissen, dies stellt aber die absolute Ausnahme dar und kann auch durch eine korrekte Verklebung minimiert werden. Immer noch verkleben viele Spieler ihre Beläge mit dem „alten“ lösungsmittelhaltigen Belagskleber, da es mit den neuen Klebern auch immer wieder Probleme mit der Haftung und Feuchtigkeitseintritt in das Schlägerholz gibt. Wer dies noch so praktiziert sollte unbedingt den Schläger zwei Tage auslüften lassen. Zum einen damit die Lösungsmittel entweichen und bei einer eventuellen Überprüfung der Schläger nicht negativ getestet wird, zum anderen aber auch, da durch die Lösungsmittel der Belag noch mehr unter Spannung gesetzt wird und es vor allem bei den dynamischen Topspinschlägen so zu Blasenbildungen kommen kann. Auf die Verwendung von Frischklebern (falls es noch Restbestände gibt) sollte bei diesen Belägen unbedingt verzichtet werden. Wir verweisen hier auf unseren Artikel zur korrekten Schlägermontage.

Man kann mittlerweile zwei unterschiedliche Belagsfamilien unterscheiden. Grob gesagt gibt es die spinoptimierten und die tempooptimierten Beläge.

 

Spinoptimierte Beläge:

Die Spinoptimierten Beläge weisen eine relativ griffige Oberfläche auf. Sie spielen sich im also sowohl im Aufschlag-Rückschlag-Bereich und in den Schupfschlägen sehr rotationsreich. Man kann also damit sehr viel Unterschnitt geben und auch Spinflips (z.B. RH-Banane) lassen sich damit gut spielen. Allerdings wirkt sich auch der Schnitt des Gegners an diesen Belägen logischerweise stärker aus. Sie nehmen den Schnitt also stärker an als die „normal“ griffigen Beläge. Im Extrembeispiel kann man sich daher die Schnittunempfindlichekeit der Antis erklären. Es gilt also: Je glatter, desto weniger schnittempfindlich.

Die Noppenanordnung ist bei diesen Belägen so gewählt, dass der Ball etwas steiler aus dem Belag herausfliegt. Viele sprechen auch von mehr „Bogen“ im Ball. Daher kommt auch die Grundsätzliche Eignung dieser Beläge zum Topspinspiel. Ebenso sind die Noppen etwas breiter, dies bietet eine größere Fläche zur Verklebung mit dem Schwamm, wodurch das Obergummi mehr gespannt werden kann und trotzdem noch die Verbindung hält. Die Kombination des griffigen Obergummis, der Noppenanordnung und der straffen Verklebung führen im Ergebnis zu den hervorragenden Spinwerten dieser Beläge. Sie spielen sich durch die breiteren Noppen und die straffe Verklebung allerdings härter als die tempooptimierten Beläge, da der Ball sich nicht so stark in den Belag eindrücken kann. Zumeist werden die Beläge mit einem neuartigem Schwamm ausgeliefert, der deutlich poröser ist, als die bekannten Versionen. Dadurch hat sich die Dynamik der Beläge deutlich verbessert.

Empfehlung:

Die spinoptimierten Beläge sind immer dann zu empfehlen, wenn überwiegend mit Topspinschlägen agiert wird. Bei vielen Spielern ist dies meist mehr mit der VH der Fall, was sie für eine Vielzahl von Spielern zum optimalen VH-Belag macht. Denn bei diesem Schlag profitiert man am meisten von den positiven Eigenschaften dieser Beläge und die Nachteile treten am geringsten auf. Im Ergebnis gewinnen die Topspins deutlich an Schärfe. Wenn mit der RH mehr geblockt wird, empfehlen wir dort eher einen der tempooptimierten Beläge. Für Spielsysteme, die mit der RH auch stark auf Topspins und Gegentopspins bauen, empfehlen sich diese Beläge auch für die RH-Seite. Tendenziell werden sie mit steigender Spielklasse öfter eingesetzt und auch in härteren Versionen verwendet. Ein Kompromiss oder eine Übergangslösung können die Versionen mit weichem Schwamm bilden (z.B. Donic Acuda S3).

 

Tempooptimierte Beläge:

Diese Beläge weisen gegenüber den spinoptimierten in der Regel eine nicht ganz so griffige Oberfläche auf. Somit spielen sie sich im Passivbereich etwas kontrollierter, da sie den Schnitt nicht so stark annehmen. Es handelt sich aber keineswegs um glatte oder wenig griffige Oberflächen, sie sind eher vergleichbar mit den bisher schon bekannten Offensivbelägen. Bei den spinoptimierten Belägen wurde also die Griffigkeit lediglich verstärkt.

Die Noppenanordnung ist bei diesen Belägen so gewählt, dass der Ball etwas flacher aus dem Belag herausfliegt, dafür aber einfacher an Länge gewinnt. Ebenso sind die Noppen eher etwas dünner, so dass der Ball sich mehr in die Oberfläche eindrücken kann und so der Kontakt zum Ball etwas verlängert wird. Damit spielen sie sich etwas weicher, als die spinoptimierten Beläge, unabhängig von der jeweiligen Schwammhärte, die natürlich immer zu berücksichtigen ist. Durch die Kombination dieser Eigenschaften wird vor allem das Blockspiel vereinfacht. Der Ball steigt nicht so stark und durch den längeren Ballkontakt hat man etwas mehr Gefühl.

Diese Beläge eignen sich also zum einen für Spieler, die mit druckvollem Tempospins nach vorne arbeiten möchten. Beliebt sind sie aber auch bei Offensivspielern vieler Klassen als RH-Belag, da dort der Spinblock oder Gegentopspin nicht so häufig eingesetzt wird wie bei der Vorhand. Die Beläge spielen sich im Vergleich zu den Spin-Belägen schneller und nicht ganz so rotationsreich.

Zumeist gibt es für den Einstieg in die Frischklebetechnologie Beläge, die noch nicht ganz so hohe Tempowerte ausweisen. Wer von einem „Klassiker“ (Sriver, Vario, Coppa, usw.) auf diese Beläge umsteigen möchte, dem empfehlen wir zunächst eine etwas mildere Version z.B. aus der Nimbus-Serie von Tibhar oder der Desto-Serie von Donic. Die High-End Versionen finden sich dann in der Coppa-X Serie, den Butterfly High-Tension Belägen (kein Tenergy) Roundell, Bryce Speed usw., Roxon von Andro oder Sinus von Tibhar.

Auch kann man hier natürlich wieder mit verschiedenen Schwammhärten experimentieren, dort gilt wie immer, je weicher desto gefühlvoller.